"Wenn Wohlstand den Geist verflacht"

Eine etwas genauere Betrachtung über den zunehmenden *Bildungs-Notstand* einer ganzen Gesellschaft, der sich in einer intellektuellen Verarmung zeigt - und das trotz immer höherer Bildungsabschlüsse. Ein interessanter Beitrag von Milosz Matuschek. Den vollständigen Text gibt es auf YouTube. 
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»Der klassische Bildungsbürger wird langsam abgelöst durch ein akademisch zertifiziertes, aber intellektuell desinteressiertes Diplom-Proletariat aus Ärzten, Juristen, Lehrern, Bankern und Ingenieuren. Wir haben uns in einen Zustand der Wohlstandsbehinderung hineinpäppeln lassen.

In solchen Runden wird nicht mehr deklamiert, propagiert, agitiert, musiziert, rezitiert und aus zu großen Flaschen zu schlechter Rotwein getrunken. Die großen Themen sind ohnehin auserzählt, tot und zu riskant. Man ist schließlich nicht anwesend, um Irritationen, Widerstände oder Zurückweisung zu erleben, geschweige denn, etwas Neues zu erfahren. Stattdessen ergeht man sich in der Kommentierung der unmittelbaren Gegenwart: große Pfeffermühlen, der perfekte Garzeitpunkt des Fleisches, Herkunft und ideale Röstung von Kaffee, der Preis der Weinflasche, die neueste Sorte Himalajasalz. Wer zu diesem Stichpunktekarussell so gar nichts beizusteuern hat, verfügt vielleicht noch über eine exotische Nahrungsmittelunverträglichkeit, um sich interessant zu machen.
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Das Gastmahl der Geistlosen ist der Leichenschmaus für eine Kulturtechnik: die Fähigkeit, zuzuhören, ausreden zu lassen, Gedanken reflektiert wiederzugeben, sie weiterzuspinnen und damit etwas Drittes zwischen Ich und Du entstehen zu lassen – eben das Gespräch, das den Abend alimentiert und dadurch kurzweilig macht. Wo dieser Mindeststandard nicht gesichert ist, bleibt einem nur übrig, die richtig guten Flaschen Wein nicht mehr in Gesellschaft zu vergeuden, sondern alleine zu trinken.«

Hier geht es zum Youtube-Beitrag von Milosz Matuschek...