Die Rente

Die Debatten um die Rente werden seit kurzem wieder sehr laut geführt. Was auffällt: Politiker und sie unterstützende Medien fokussieren sich bei ihren "Reform-Vorschlägen" fast nur auf: länger arbeiten, später in Rente, Anpassung an Lebenserwartung. Wobei bei letzterem immer wieder falsches berichtet wird. Denn falsch ist, dass die Lebenserwartung steigt, denn schon eine Zeit stagniert die Lebenserwartung bzw. geht eher zurück. Und das die Rentenkassen schon seit Jahrzehnten geplündert werden (seit 1957 um ca. 1 Billion Euro), übersehen die Politiker geflissentlich. Dass auch die Ausgaben - Prioritäten seitens der Regierung neu geordnet gehören, scheint bei den Überlegungen zu einer Rentenreform ebenfalls keine Rolle zu spielen. 

Deutsche Politiker nennen als Reformbeispiel immer wieder Dänemark. Dort wird per Automatismus - der aber sehr umstritten ist, selbst seitens der Regierung - das Rentenalter auf 70 Jahre erhöht.

Wie sieht das Rentensystem in anderen Ländern aus? Warum nicht Systeme wie z. B. in Österreich oder Frankreich zum Reformbeispiel nehmen? Nein? Ach so, dort geht man früher als in Deutschland in Rente... 

>> Deutschland:

"Das deutsche Rentensystem basiert auf einem Umlageverfahren. Das heißt: Wer aktuell erwerbstätig ist, zahlt mit seinen Beiträgen zur Rentenversicherung die Rentenzahlungen an die heutigen Senioren. Die Renten der aktuell Erwerbstätigen werden dagegen von den künftigen Arbeitnehmern gezahlt. Das nennt man auch "Generationenvertrag". Die meisten Selbstständigen zahlen nicht automatisch in die Rentenversicherung ein.

Renteneintrittsalter: In Deutschland hängt die Regelaltersgrenze vom Geburtsjahrgang ab. Wer früher in Rente geht, muss in der Regel mit Abschlägen auf die Rentenzahlungen rechnen. Beim Erreichen des 67. Lebensjahres wird die monatliche Rente allen ausbezahlt, die ab 1964 geboren wurden. Für Arbeitnehmer, die vor dem 1. Januar 1947 geboren wurden, galt noch die Rente mit 65 Jahren. Für alle dazwischen liegenden Jahrgänge gilt eine gestaffelte Regelung. Mehr dazu lesen Sie hier.

Rentenhöhe: Die durchschnittliche Bruttorente in Deutschland liegt derzeit bei 1.835,55 Euro brutto (Stand: 1. Juli 2025). Diese sogenannte Standardrente ist aber nur ein statistischer Wert, bei dem 45 Beitragsjahre und ein durchschnittlicher Verdienst angenommen werden. Zudem gehen von der Bruttorente noch Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge sowie Steuern ab. Lesen Sie hier, wann Sie als Rentner Steuern zahlen müssen.

Rentenbeiträge: Aktuell liegt der sogenannte Beitragssatz zur gesetzlichen Rentenversicherung bei 18,6 Prozent des Bruttolohns. Arbeitnehmer teilen sich diesen Betrag hälftig mit dem Arbeitgeber.

Besonderheiten: Zusätzlich zur gesetzlichen Rente gibt es zwei weitere zum Teil staatlich geförderte Säulen der Altersvorsorge: die betriebliche Vorsorge sowie die private Vorsorge. Allerdings besitzt längst nicht jeder Bürger eine Absicherung aus allen drei Säulen.

>> Österreich:

In Österreich zahlen alle Erwerbstätigen über ein Umlagesystem in die Rente ein – auch Selbstständige. In Österreich heißt die Rente Pension.

Renteneintrittsalter: Das Regelpensionsalter liegt in Österreich für Frauen, die zwischen dem 1. Juli und 31. Dezember 1964 geboren sind, bei 61 Jahren und für Männer bei 65 Jahren. Das Pensionsalter für Frauen wird bis 2033 schrittweise an das der Männer angepasst.

Rentenhöhe: Die Durchschnittsrente in Österreich betrug 2024 monatlich 2.321,40 Euro für Männer und 1.594,24 Euro für Frauen. Die Renten sind, anders als derzeit in Deutschland, voll steuerpflichtig.

Rentenbeiträge: Der Beitragssatz zur Rente beträgt in Österreich für Arbeitnehmer 22,8 Prozent, wobei die Arbeitgeber 12,55 Prozent tragen und die Beschäftigten 10,25 Prozent.

Besonderheiten: Beamte werden zwar nicht direkt in die Rentenversicherung einbezogen, ihre Leistungen aus der Versicherung werden jedoch Schritt für Schritt denen von Erwerbstätigen angepasst. In Österreich gibt es für Senioren auch ein Weihnachts- und Urlaubsgeld. Im Grunde wird die Rente also 14 Mal im Jahr statt 12 Mal ausgezahlt.

>> Frankreich

Das französische Rentensystem ist sehr kompliziert, da es spezielle Regelungen je nach Branche gibt, in der man tätig ist. Mit der Rentenreform von 2023 wurden allerdings einige Sonderregelungen und Rentenkassen abgeschafft. Für besonders belastende Berufe blieben Ausnahmeregelungen bestehen. Beamte zahlen weiterhin in Pensionskassen ein. Darüber hinaus gibt es noch Betriebsrenten und die private Vorsorge als Ergänzung.

Renteneintrittsalter: Das frühestmögliche Rentenalter wird in Frankreich derzeit schrittweise von 62 auf 64 Jahre bis 2032 erhöht. Um es in Anspruch nehmen zu können, müssen bestimmte Wartezeiten erfüllt sein. Je nach Branche gibt es jedoch große Unterschiede. Besonders Staatsdiener gehen im Schnitt früher in Rente, in der freien Wirtschaft arbeitet man in Frankreich dagegen häufig länger.

Rentenhöhe: Laut der Statistikbehörde DREES betrug die durchschnittliche monatliche Rente Ende 2022 1.626 Euro brutto. Dabei sind auch Erhöhungsbeträge für Personen mit drei oder mehr Kindern berücksichtigt. Abzüglich der Sozialversicherungsbeiträge blieb den Franzosen eine durchschnittliche Rente von 1.512 Euro im Monat.

Rentenbeiträge: Die Höhe hängt davon ab, in welcher Rentenkasse man versichert ist. Im Privatsektor zahlen Arbeitnehmer zum Beispiel 10,5 Prozent des Bruttogehalts in die Rentenversicherung, der Arbeitgeber etwas mehr als 13 Prozent.

Besonderheiten: Um eine abschlagsfreie Rente zu bekommen, müssen die Franzosen eine bestimmte Zahl an Mindestbeitragsjahren vorweisen. Diese wird im Zuge der Reform bis 2027 von 42 auf 43 Jahre angehoben. Für Arbeitnehmer in der Privatwirtschaft steigt die monatliche Mindestrente auf bis zu 1.200 Euro, gilt aber nicht für alle Rentner in voller Höhe, sondern abhängig von der Beitragszeit. Nur etwa 10 Prozent der aktuellen Rentner profitieren vollständig davon.

>> Norwegen

In Norwegen sind alle Bürger Mitglied in einer Einwohnerversicherung. Dazu zählen auch Menschen, die zwar in Norwegen arbeiten, aber nicht dort wohnen. Die Versicherung zahlt eine garantierte Rente aus, die jedem Bürger zusteht. Darüber hinaus gibt es eine Zusatzversicherung; die Höhe der Zahlungen hängt vom Einkommen ab.

Renteneintrittsalter: Das Rentenalter liegt bei 67 Jahren. Wenn man genügend Rentenanwartschaften gesammelt hat, kann man jedoch ab 62 Jahren in Rente gehen. Die Bürger haben dabei die Möglichkeit, auch über das Alter von 67 Jahren hinaus zu arbeiten und so ihre Rente aufzustocken.

Rentenhöhe: Die Garantierente betrug 2022 im Schnitt rund 1.760 Euro, dazu kommen die Zahlungen aus der Zusatzversicherung. Um die Garantierente zu erhalten, muss man 40 Jahre lang Mitglied der norwegischen Rentenversicherung gewesen sein.

Rentenbeiträge: Arbeitnehmer zahlen 8,2 Prozent in die Rente ein, der Arbeitgeber gibt in der Regel 14,1 Prozent hinzu. Selbstständige zahlen einen Beitragssatz von 11,4 Prozent ihres Einkommens in die Sozialversicherung ein.

Besonderheiten: Norwegen betreibt den weltgrößten Staatsfonds. Auf diese Weise sorgt Norwegen für die Zeit vor, wenn die Ölreserven des Landes aufgebraucht sind. Ein kleiner Teil aus dem Staatsfonds fließt auch in das Rentensystem."