Wie Umfragen unsere Meinung beeinflussen❗
"Politiker, Medien und Leser orientieren sich immer häufiger auch an Online-Umfragen von Civey, YouGov und Co. Doch die Qualität der Online-Methoden ist zweifelhaft. Was nach messbarer, repräsentativer Beteiligung aussieht, schadet unserer Demokratie... Sie alle reklamieren für ihre Umfragen Repräsentativität und meinen damit, die Meinungen ganzer Bevölkerungsgruppen durch die Befragung von Stichproben vermessen zu können... Genau hier beginnt das Problem. Denn wer Repräsentativität für seine Messungen behauptet, reklamiert auch, Mehrheiten und Minderheiten bestimmen zu können, bisweilen bis auf die Nachkommastelle. Das ist eine mächtige argumentative Waffe. Kein Wunder, dass solche Daten ständig benutzt werden. Man setzt sie ein, um sich durchzusetzen, Recht zu haben, Aufmerksamkeit zu bekommen, in Talkshows zu glänzen oder Entscheider in Politik und Wirtschaft zu beeinflussen... Es sollte deshalb hellhörig machen, wenn in der Branche der Markt- und Meinungsforscher genau darum ein heftiger Methodenstreit entbrannt ist... Da ist zum einen die Kritik an Anbietern wie Civey und YouGov, die zwar Repräsentativität reklamieren, aber ihre Befragungen auf Online-Panels stützen, also auf Datenbanken mit den Adressen von Menschen, die sich bereit erklärt haben, bei Umfragen mitzumachen. Sie sind aber ebenso wenig repräsentativ für die Bevölkerung wie die Leser von Tageszeitungen oder Online-Portalen, die die Institute regelmäßig zu bestimmten Themen befragen.."
Und Teilnehmer bei Online-Umfragen von z. B. YouGov erhalten dafür Geld. Es gelten, noch mehr als vor Jahren, größte Zweifel an der Methodik der Online-Befragungs-Institute. Und Kritik, dass diese Institute ihre Umfragen im Sinne der Meinungsbildung und Finanziers ausrichten, wird immer lauter. (Siehe auch Screenshots zu YouGov)
Aktuelles Beispiel, was Meinungsbildung und Beeinflussung von Bürgern betrifft, zeigt eine Regionalzeitung in ihrer Ausgabe vom 31.03.2025. Allein 4x(!) wird über Umfragen zu verschiedenen Themen berichtet, die eines gemeinsam haben: Die Umfragen wurden alle von dem Institut YouGov durchgeführt. Auffällig dabei, dass es sich um Themen handelt, die durchaus in einem hohen Interesse regierender Politiker stehen. Und siehe da, die Ergebnisse der Umfragen zeigen allesamt in die Richtungen, die von den Regierenden, sagen wir mal, als "sinnvoll, richtig, notwendig" gesehen werden.
Heisst: Es wird suggeriert, dass die "Mehrheit der Bürger"...
... "keine neue Wahlrechtsreform wollen",
... "das Sicherheitsbehörden weitergehende Befugnisse brauchen",
... "das es keine Mehrheit für Rückkehr zu Cannabis-Verbot gibt",
... "Kunden für die Kennzeichnung europäischer Waren sind".
Wie ich finde, eine gefährliche Entwicklung, dass anscheinend Umfragen, dazu noch von methodisch umstrittenen Instituten, immer mehr hergenommen werden, um Meinungen a) in bestimmte Richtungen zu framen und b) zu suggerieren, dass die Umfrage-Ergebnisse repräsentativ sind, was sie gerade bei Online-Umfragen in keinster Weise sind. Wenn aber von Meinungsbeeinflussung die Rede ist, was hören und lesen wir da ständig von Politikern und Medien: "So was macht nur Russland...".
Die Frage also, die sich stellt: Wer macht eigentlich die journalistische und politische Arbeit - Meinungsforscher oder Journalisten bzw. gewählte Politiker? Eine weitere Gretchenfrage für eine funktionierende Demokratie.