Selbstmitleidige Jugend - was soll nur aus euch werden?

Versinkt die "heutige Jugend" etwa in Selbstmitleid, hängt gläubig an den Lippen diverser "5 nach 12-Alarmisten" und lässt sich mit "Angst" in die Zukunft treiben? Wo ist die Energie, Probleme anzunehmen, sich mit ihnen auseinanderzusetzen und konstruktiv und geduldig nach Lösungen zu suchen? Ja, es ist eben nicht alles "Friede, Freude, Eierkuchen", wie es viele "Helikopter-Eltern" jahrelang erzählt und als zentrale Lebenssicht vermittelt haben. 

Nicht mal neun Millionen Menschen in Deutschland sind um die Jahrtausendwende geboren und jetzt 18 bis 25 Jahre alt. Aber sie sind die Zukunft. Deshalb interessiert man sich besonders in Unternehmen dafür, was da auf einen zukommt.

Wichtig zu wissen: Mehr als die Hälfte der Deutschen ist mit Autoatlanten, Schallplatten, Telefonzellen und Kaltem Krieg aufgewachsen. Fast 50 Millionen Menschen in Deutschland sind 40 Jahre alt und älter. Sie haben zwar auch Handys und Apps, aber sie gehen ins Internet, die Generation Z lebt darin. Der Sozialwissenschaftler Klaus Hurrelmann, der die Jugend seit Jahrzehnten erforscht, sagt: „Wir müssen abwarten, wie sich die Generation Z entwickelt. Aber es gibt schon einige Dinge, die wir wissen.“


Die Jahrtausendkinder sind mit Barack Obama, Angela Merkel, Miley Cyrus, Justin Bieber und „Fack ju Göthe“ aufgewachsen, in einer Zeit relativ großen Wohlstands, zumindest in Deutschland. Als Terroristen 2001 die Flugzeuge ins World Trade Center steuerten, waren sie gerade geboren, zu Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise 2007 noch in der Grundschule. Sie haben nur wenige globale Krisen bewusst erlebt. Aber sie bekommen nun mit, wie vieles, das lange unzerstörbar schien, zu zerfallen droht: Europa, Demokratien, die stabilen Machtverhältnisse in der Welt, Kriege auch in Europa. Sie wachsen mit Debatten über selbstfahrende Autos und Künstliche Intelligenz auf, in einer Zeit großer Umbrüche und großer Angst (siehe Corona-Pandemie). 


Die Generation Z ist nicht rebellisch. Warum auch? Es ist ja alles erlaubt: Männer dürfen Männer lieben, Frauen dürfen Frauen lieben, Haare dürfen blau oder grau sein, und wenn in der Nase Ringe und Holzkeile stecken, regt das keinen mehr auf. Auch die Eltern nicht. Die sind ja nun auch ewig jung, tätowiert und tragen Slim-Fit-Jeans, die über den Knöcheln enden. Wieso also nicht mit der Mutter Schminktipps austauschen und das anziehen, was alle anderen auch tragen? Ein sehr enges Verhältnis zu den Eltern und der Familie ist typisch für die um die Jahrtausendwende Geborenen. Sie lassen sich gern umsorgen, die meisten wollen ihre Kinder so erziehen, wie ihre Eltern sie erzogen haben, und sie wollen heiraten. In einer Welt, in der sich alles sehr schnell verändert, suchen sie nach Sicherheit, ja, sind gar bereit, "Freiheit gegen Sicherheit" einzutauschen. Aber wo ist der positive Blick auf sich selbst, die Eigenverantwortung, die Energie - aller Widrigkeiten zum Trotz - dem eigenen Leben selbstgestaltend und beharrlich Sinn zu geben? 


Ein interessantes Statement dazu aus einer Schule; ein Gymnasiallehrer berichtet: "Aus meiner Erfahrung als Lehrer kann ich sagen, dass viele Jugendliche tatsächlich glauben, sie gehörten zur "letzten Generation". Das schockiert mich. [...] Ich möchte meinen Schülerinnen und Schülern gern zurufen, dass es nicht nur Grund zur Depression gibt. Pädagogisch zielführender wäre es, Schülern auch einmal eine rational-optimistische Perspektive zu bieten. Ja, mit dem liberalen Wohlstandsmodell steigen Energieverbrauch, Emissionen und Klimarisiken – aber eben auch die Widerstandskraft und das Vermögen, beidem entgegenzuwirken. So viel Differenzierung muss sein – auch und gerade in der Schule."