Zu Ende ist gar nichts. Die neue Normalität hat nichts mit der Zeit vor Corona zu tun.
Die Freude ist groß. Champagnerlaune und Partystimmung machen sich breit. In den Netzwerken befeuern sich die Hoffnungsvollen gegenseitig. Die Pandemie ist vorbei! Kommt das Frohlocken über die nahende Beendigung des autoritären Corona-Managements aber zu früh?
Ja, in vielen Ländern wird das Covid-Zertifikat abgeschafft. Zumindest temporär. Die EU plant ja bereits die Verlängerung des Impf-Zertifikates bis Ende 2023. Die seit zwei Jahren mehr oder weniger strengen Maßnahmen werden zurückgefahren. 2G- und 3G-Regeln finden keine Anwendung mehr – und mancherorts fällt auch gleich die Maskenpflicht. Während einige Regierungen nur vorsichtig und schrittweise lockern, heben andere Staatslenker alle Corona-Restriktionen gleichzeitig auf. Jedes Land scheint dahingehend sein eigenes Süppchen zu kochen. Das internationale Vorgehen wirkt nicht homogen. Dies erweckt den Eindruck von Chaos. Doch das scheinbare Wirrwarr im Krisenmanagement ist Blendwerk. Denn genau betrachtet gehen alle Staaten nach dem gleichen Schema vor.
Zwar vermittelt die aktuelle Situation zunächst den trügerischen Eindruck, das System würde sich, nachdem das Gröbste überstanden ist, zurückziehen. Manch einer glaubt gar an die zeitnahe juristische Aufarbeitung. Weit gefehlt. Niemand wird Verantwortung übernehmen. Keiner wird justiziabel belangt und zur Rechenschaft gezogen werden. Zu erwarten sind maximal das ein oder andere mediale Bauernopfer für das vergraulte Wahlvolk.
Bei aller Euphorie über die Reduktion staatlicher Übergriffigkeiten in vielen Ländern zeigen ausgewählte »Härtefälle« wie Deutschland und Österreich, die sich weiter auf totalitärem Kurs in Richtung allgemeiner Impfpflicht befinden, was möglich ist, wenn der Widerstand nicht groß genug wird. Trotz zunehmender Proteste gegen die immer totalitärer anmutende Notstandspolitik der jeweiligen Regierungen, bleiben diese stoisch auf Hardliner-Kurs.
Das staatliche Vorgehen gegen Demonstranten wird indes immer gewalttätiger, wie jüngst eskalierende Proteste in Paris, Brüssel oder in Ottawa zeigten. Widerstand wird niedergeknüppelt. Die Polizeigewalt nimmt zu. Die Stimmung heizt sich auf und Hemmschwellen fallen. Denn die Aggression wächst. Und in jenen europäischen Ländern, wo eine allgemeine Impfpflicht im Raum steht – namentlich Deutschland, Österreich, Italien und Frankreich – scheint der Staat dies durchaus provozieren zu wollen.
Die Corona-Krise hat ein Exempel statuiert. Die Staaten haben die roten Linien ihrer Bevölkerung ausgelotet. Immer zwei Schritte vor und einen zurück. Gerade so weit, bis ein öffentlicher Aufschrei ertönt. Danach wieder ein paar Zugeständnisse. Nudging, Milgram-Experiment, Stockholm-Syndrom - so wird auch das Undenkbare denkbar. Innerhalb recht überschaubarer Zeiträume. Und nach zwei Jahren wundert man sich, wo man hingekommen ist. Wir scheinen aus der Geschichte nichts gelernt zu haben.