Der Ethikrat - das Feigenblatt der Regierung
[Ethische Implikationen moderner Biomedizin und Gesundheitstechnologie. Aktuelle Anwendungsfelder reichen von Digital Self Care und Gehirnstimulation über Genome Editing bis hin zu Big Data, künstlicher Intelligenz und Robotics.]
[Citizen Science und neuen Ansätze partizipativer Forschung und medizinischer Praxis sowie datenreicher Forschung, Forschungsbiobanken und embedded ethics in der Medizintechnologieentwicklung.]
Alena Buyx ist oder war, neben ihrer Funktion als Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, noch in vielen anderen Funktionen tätig:
>> Sie ist Mitglied des WHO Expert Advisory Committee on Developing Global Standards for Governance and Oversight of Human Genome Editing (Beratender Expertenausschuss für die Entwicklung globaler Standards für die Steuerung und Überwachung der Bearbeitung menschlicher Genome) (seit 2019)
>> Sie war Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Europäischen Forums in Alpbach (2016-2019) und hat noch immer Verbindungen dorthin. Das Forum befördert die strategischen Hypothesen, mit welchen Transformationsprozesse, Globalisierung, Zentralisierung vorangetrieben werden.
>> Alena Buyx ist Mitglied des wissenschaftlichen Beirates des Robert-Koch-Instituts. Hier ist sie mit RKI-Chef Lothar Wieler verbunden, der auch ein Kollege bei der Leopoldina ist – die Kreise sind klein und übersichtlich.
>> Alena Buyx war Beraterin des Ministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (2015-2016), sie fungiert(e) als „unabhängiger“ Ethik-Berater der Horizon 2020-Konsortien DynaHealth (Tulo Finnland), SysMedPD (Luxemburg), EMBRYOundLATERHEALTH (Rotterdam), LifeCycle (Rotterdam).
Alena Buyx liefert – es erscheint quasi wie eine Auftragsarbeit zum rechten Zeitpunkt – (pseudo)ethische Legitimationen für den Übergriff der Pandemisten auf alle Teile der Gesellschaft. Interessant daher, genauer zu schauen, wes Geistes philosophisches Kind Alena Buyx ist. Das erschließt sich nicht nur aus ihrem Wirken in der Gegenwart, sondern aus ihrer Gedankenwelt, die sie 2016, in einem Buch nachlesbar, geäussert hat...
[Alena Buyx/Barbara Prainsack: Das Solidaritätprinzip - Ein Plädoyer für eine Renaissance in Medizin und Bioethik]
Losgelöst von Bezugsgrössen, sollen die Bürger vom Staat zu beliebigen Hilfeleistungen "geschubst" (nudging/ S. 143) werden. Der Einzelne soll vor dem Gemeinwohl zurückstehen. Ja, selbst Familie, Kommune, Nation sind zu klein gedacht, es geht um solidarisches Handeln in der Welt an sich. Buyx und ihre Mitautorin wollen tradierte Solidarstrukturen, wie sie sich z. B. in kirchlichen und staatlichen Wohlfahrtseinrichtungen institutionell ausgeprägt haben, aufbrechen. Und Buyx ist überzeugt davon, dass eine anzustrebende universelle Solidarität, losgelöst von der "Kleingruppe", trainiert werden kann, indem man den „Solidaritätsmuskel“ der Menschen stärkt (S. 178). Wobei es für jeden Politiker, jeden Autor und jede auf die öffentliche Meinung einwirkende Person eine Verpflichtung sei, sich an diesem Solidartraining der Bevölkerung zu beteiligen (S. 185). Das dies letztlich den Einzelnen und den Staat überfordert, spielt für die Autorinnen keine Rolle.
Da passt es ja gut, dass die Medizinethikerin Buyx 2016 in den Ethikrat gewählt wurde, deren Vorsitz sie seit 2020 inne hat. Daher ist es wichtig zu wissen, was Frau Buyx zum Thema Solidarität bündig zu sagen hat, denn durch ihren Vorsitz im Ethikrat, kann ihr Buch auch als Fibel gelesen werden, deren Lektüre die im Ethikrat virulente Denke erschließen hilft und erklärt, warum der Ethikrat das sagt, was er sagt. Denn wer so denkt, wie es die Buyx'sche "Solidaritätswelt" vorgibt, kann natürlich keine 'allgemeine Impfpflicht' ausschließen. Und wenn, wie Alena Buyx es anstrebt, der Solidaritätsraum ins Universelle ausgedehnt werden soll, droht sogar am Ende eine Art "Pflichtenterror".