Ist der Schockzustand nur groß genug, werden Grundrechte überflüssig

Seit März 2020 hat die Corona-Pandemie fast überall auf der Welt für einen Schockzustand gesorgt. Die sich daran anhängenden Folgen sind fast noch schockierender: Der Wertekanon, den man in Demokratien für gefestigt gehalten hatte, erwies sich mit einem Mal als flüchtiges Gut. Grundlegende Auffassungen von bürgerlicher Freiheit wurden wie Ballast über Bord geworfen. Grundrechte, die wir als eine unserer größten Stärken betrachtet hatten, sind plötzlich einer zum "Überrecht" definierten "Gesundheit" untergeordnet und erscheinen plötzlich als Sicherheitslücke. Zivilisatorische Errungenschaften, die über Jahrhunderte erkämpft und erstritten worden sind, wurden im Handumdrehen entsorgt. Zur Bekämpfung des unsichtbaren Feinds, dessen (Corona)Familie seit langem bekannt war, nur niemals zuvor uns medial so sichtbar gemacht wurde, ergingen grundrechtsbeschränkende Maßnahmen, deren Durchsetzung kurz zuvor niemand für möglich gehalten hätte. Und die, noch erstaunlicher, von der Bevölkerung, die eingeschränkt wurde und wird, beklatscht werden. 

Noch in den 1980iger Jahren hatte eine geplante Volkszählung in Deutschland Massenproteste ausgelöst, weil viele Menschen eine Aktualisierung der Meldedaten als unerträglichen Eingriff in ihre persönliche Freiheit empfanden. Jetzt, vier Jahrzehnte später, protestiert so gut wie niemand dagegen, daß jeder Bürger dem Staat seine Fingerabdrücke überlassen soll, obwohl es dabei offensichtlich nicht um die Fälschungssicherheit von Pässen, sondern um die Errichtung einer europaweiten Datenbank geht, oder das Kontakt- und Bewegungsdaten per App wie selbstverständlich Behörden und dem Staat überlassen werden sollen. Was ist passiert?