Gesundheit als Utopie

Deutschland, Europa, die ganze Welt, laufen seit 12 Monaten einer Gesundheits-Utopie hinterher. "Jeder Tote ist einer zuviel", ist wohl der markanteste Satz, der uns seit Ausbruch der Coronakrise immer wieder vorgehalten wurde. Realistisch oder ein Vorhaben, das bereits im Ansatz zum Scheitern verurteilt ist? 

Das das Thema "Gesundheit" schon seit Jahren in unser Leben eingreift, ja fast schon dominiert - kein Tag ohne mediale Lebens-, Ernährungs-, Gesundheits-Ratschläge - mag für die einen (noch) interessant sein, für andere ist das nur noch nervend und in höchstem Maße bevormundend und lebenseinengend. Die Journalistin, Schriftstellerin und Verfassungsrichterin Juli Zeh, beschrieb schon 2010 in ihrem Roman "Corpus Delicti" ein sich anbahnendes Zeitalter einer Gesundheits-Diktatur.

Warum hat das Streben nach Gesundheit so eine Faszination bekommen, ja, dass es schon in eine Art gesellschaftsbeherrschende Utopie hineinläuft? Zum besseren Verständnis von Utopie, interessante Gedanken dazu von [Vince Ebert]:

<< Das Streben nach Perfektion sitzt uns tief in den Knochen. Perfektion ist sinnvoll bei der Konstruktion von Duscharmaturen oder Zylinderkopfdichtungen. Dadurch wurde Deutschland in vielen Bereichen zum Weltmarktführer. 
Doch es ist gefährlich, die Idee des Perfektionismus auf die Organisation einer ganzen Gesellschaft zu übertragen. Landläufig nennt man so etwas: Utopie. Utopisten sind beseelt davon, dass es für die Gesellschaft einen perfekten, vollkommenen Endzustand gibt. Und dass alles dafür getan werden muss, um diesen zu erreichen. Ohne Rücksicht auf Verluste. 
Utopien haben also nicht die Funktion, messbare Resultate zu liefern oder schrittweise Verbesserungen hervorzubringen. Utopische Projekte genügen sich dadurch, dass sie unerreichbare Ziele setzen, an die viele Menschen dennoch glauben. 
Eine wichtige Funktion von Utopien besteht darin, ihren Anhängern einen Vorwand für Zwangsmaßnahmen und Verbote zu liefern ohne einen Nachweis ihrer Wirkung. Verschlechtert sich dadurch der Zustand einer Gesellschaft, wird das immer als nötiger Kollateralschaden abgetan. Fidel Castro sagte dazu: Wer zum Glück in der Welt beitragen möchte, darf keine Rücksicht auf seine nähere Umgebung nehmen.
Utopien sind Ausdruck des Verlangens erstaunlich vieler Menschen nach Herrschaft. Die einen wollen sie ausüben, die anderen wollen sich ihr unterwerfen.
Gesellschaftliche Utopien sind immer gescheitert und werden immer scheitern. Was Menschen nicht davon abhält, es trotzdem immer wieder zu versuchen. >>