Die Dressur des Menschen

Die Coronakrise führt zu ganz neuen Möglichkeiten - Devise: "Benehmt euch Corona-Regel-konform, dann gibt's Leckerli... ähm... Grundrechte."
Und tatsächlich - Menschen lassen sich coronagerecht dressieren. Der Knallfrosch ist die Inzidenzzahl, ergänzt neuerdings um ein "Impfung verhindert Ansteckung". Zu ersterem: Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker z. B. hält „ein Belohnungssystem“ für „besonders geeignet“. Wenn „eine niedrige Inzidenz automatisch Lockerungen bedeutet und eine steigende Inzidenz ebenso automatisch zu harten Einschränkungen führt“, sei „für jeden verständlich, warum es lohnenswert ist, sich an bestimmte Maßnahmen zu halten“. Und zur Verbindung "Impfung und Grundrechte" schwadroniert Katharina Barley, Vizepräsidentin des Europaparlamentes, was von "wenn sicher ist... das man nach der Impfung nicht mehr ansteckend ist... dann die Frage, ob man Grundrechte weiter einschränken darf..." Hä? Was haben konkrete Grundrechte mit einer Impfung oder Nicht-Impfung zu tun? 

Die Politik sieht ihre Aufgabe mittlerweile vornehmlich darin, den eigenen Volkssouverän, also die Bürger/innen zu erziehen, indem sie ihnen Grundrechte verabreicht oder entzieht, und das anhand einer extrem suspekten Kennziffer oder vermaledeiten Impf-Obsession. Das hat was, gerade für jemanden, der sich eher für mündig hält. Somit wird ein Kneipenbesuch zum Inzidenz-Incentive oder Geimpften-Happening. Das Volk kann sich das ja verdienen. Es braucht sich nur seuchensicher zu benehmen. Dann gibt’s Leckerli. Der Mensch hat nämlich, wenn er sich anstrengt, die Natur im Griff. Aber so was von. Sollte das Virus trotzdem grassieren, kann das nur am Schlendrian des Einzelnen liegen. Dann muss Vater Vorsorgestaat streng sein und wieder die Zügel anziehen - Leckerli gibt's dann natürlich keine. 

Bislang gelang es der Menschheit nur einen Virus, die Pocken, auszurotten. Dessen Kollegen kommen immer wieder, oft in neuer Verkleidung. Manche Forscher fordern den totalen Triumph über Sars-CoV-2. Andere halten das für unmöglich. Ich habe keine Ahnung, tendiere aber zur Unmöglichkeit des Besiegtheit-Ansatzes. Womöglich müsste der Mensch nur radikal genug gegen den Erreger vorgehen und damit auch gegen sich selbst und sein Menschsein. Kann sein, dass zu einem exorbitanten Preis auch Null-Covid zu haben ist, zumindest solange das Leben darin besteht, vor dem Tod wegzulaufen oder sich vor ihm wegzuschließen. 

Und nach SARS_COV_2, wenn wir damit durch sind, auf geht's, dann wird die Grippe genauso ausradiert? Folgen dann Schnupfen und Herpes, Raucherlunge und der flotte Otto. Wenn wirklich alle alles tun, bleibt ganz bestimmt jeder gesund, wir werden unsterblich. Vielleicht ist ja tatsächlich alles machbar. Vielleicht muss man das nur bedingungslos genug wollen und nur einen Preis zahlen - den der Freiheit zum Beispiel. 

Ich will das nicht.