Die deutsche Lust an der Überdramatik. Oder: Der fehlende Mut zum Leben

"Das Glas ist halbleer" - das scheint die Grundhaltung, gerade von uns Deutschen, bei der Betrachtung des Lebens insgesamt zu sein. Nie kam das deutlicher zum Vorschein wie während der Coronakrise. Förmlich aufgesaugt wie ein Schwamm werden die "Corona-Bad News". Das dies die Daten und Fakten schon lange nicht mehr hergeben - egal. Panikgerede muss her, das Selbstmitleid will ja schließlich gefüttert werden. Und irgendwie muss der Lockdown-Aktionismus doch einen Grund haben, oder etwa nicht? 

Dabei haben Experten schon lange die "Corona-Katastrophen-Betrachtung" aus dem März 2020 relativiert, plädieren längst für ein umsichtiges "Leben mit dem Virus". Am deutlichsten vertritt dies der Virologe Prof. Hendrik Streeck. Hier eine zusammengestellte Übersicht seiner in den letzten Monaten immer wieder gemachten Aussagen. 

[Netzfund] 
< "Die Sterblichkeit des Coronavirus liege in Wirklichkeit viel niedriger als gedacht und die Gesellschaft habe übertrieben Angst: "Wir müssen mit dem Überdramatisieren aufhören". Hendrik Streeck empfiehlt daher eine Rückkehr zur Lebensnormalität.

Der Direktor des Instituts für Virologie an der Uniklinik Bonn, Hendrik Streeck kritisiert, dass es in Deutschland im Kampf gegen die Corona-Pandemie "zu viel Angst" gebe. Das Risiko der Krankheit COVID-19 sei inzwischen gut kalkulierbar und legitimiere eine übertriebene Verbotspolitik nicht mehr, sagte Streeck in Hamburg.

Man habe in Deutschland derzeit eine völlig normale Sterblichkeitsrate. Bei der Hitzewelle 2018 und bei der Grippewelle 2017 habe man sehr viel deutlicher eine Übersterblichkeit gesehen. "Wir haben es mit einem ernstzunehmenden Virus zu tun, aber wir dürfen dieses Virus nicht mehr überdramatisieren."

Streeck wies darauf hin, dass die Sterblichkeit von Corona-Infizierten sehr viel niedriger sei als man das im Frühjahr befürchtet hatte. "Dieses Virus ist tödlich nur für wenige. Genauso wie viele andere Viren auch", meinte Streeck.

Die zunehmenden Erkenntnisse der Wissenschaft sollten Mut machen: Es gebe fast keine Übertragung über Gegenstände. Auch gebe es im normalen Alltagsgeschäft - etwa im Einzelhandel - wenige Ansteckungsrisiken. Viele Infektionen verliefen komplett ohne Symptome. Nur noch fünf Prozent der Infizierten bräuchten überhaupt eine klinische Versorgung, weitaus weniger gar eine intensivmedizinische.

Hendrik Streeck: "Corona wird nicht unser Untergang sein"
Streeck wies darauf hin, dass die Sterblichkeitsrate höchstens bei 0,37 Prozent liege. Die gut erforschte brasilianische Metropole Manaus melde eine Sterblichkeitsrate von 0,28 Prozent. "Das lässt sich einordnen", meint Streeck. Corona sei deutlich gefährlicher als normale Grippewellen, aber "Corona wird nicht unser Untergang sein".

Die Angst vor dem Coronavirus sei häufig irrational. Zu häufig würden kleinste Nebenrisiko-Wahrscheinlichkeiten zu großen Themen von Politik und Medien. "Das Virus ist zu politisch geworden, obwohl es eigentlich nicht politisch sein sollte", klagte der Virologe.

Streeck plädiert für ein Ende des Krisen- und Panikmodus, der Umgang mit dem Virus müsse zur in ein normales Risikohandling wie bei vielen anderen Risiken des Lebens auch übergehen. Ängste zu schüren sei der falsche Weg, weil man damit die Gesellschaft spalte und die Akzeptanz für eigenverantwortliche Achtsamkeit schwäche.

Maskenpflichten etwa an der frischen Luft seien unsinnig. "Wir brauchen einen Wechsel im Krisenmanagement. Wir dürfen die Krise nicht verwalten, sondern müssen Lösungen finden. Sorgsam pragmatische Lösungen", empfiehlt der Virologe.

Die Infektionszahlen dürften nicht mehr im Haupt-Fokus stehen. Man müsse auch den echten Krankheitsausbruch ins Auge fassen wie die Auslastung in der stationären Behandlung und der Anteil der belegten Intensivbetten. Dementsprechend definierte Schwellenwerte könnten somit striktere Maßnahmen im Alltagsleben vorgeben.

Streeck plädiert für "eine neue Routine". Man solle sich vor Sorglosigkeit hüten, aber mit dem Risiko intelligent umzugehen lernen. Wenn öffentliche Veranstaltungen gute Hygienekonzepte verfolgten, solle man sie auch stattfinden lassen. "Wir können nicht auf einen Pauseknopf des Lebens drücken und glauben, das Virus sei dann vorbei", mahnt Streeck.

Streeck warnt vor dem Irrglauben, man könne das Virus irgendwie besiegen. Dies werde nicht einmal durch den härtesten Lockdown gelingen. Nach der zweiten werde es auch eine dritte und vierte Infektionswelle geben. "Wir sind in einer Dauerwelle. Wir müssen uns damit abfinden, das Virus wird normaler Teil unseres Lebens werden."

Das sollte uns aber keine Angst machen, das Virus sei schlichtweg da, nicht nur in diesem Herbst, sondern auch im nächsten Sommer, "und auch in Jahrzehnten noch". Selbst mit Impfstoffen sei es der Menschheit erst ein einziges Mal (bei Pocken) gelungen, einen Virus durch einen Impfstoff auszurotten.

Fazit: "Viele von uns werden Bekanntschaft mit diesem Virus machen, ob wir wollen oder nicht." >