Die Corona-Politik provoziert Ungehorsam

Wie ist das nochmal bei der Erziehung der Kinder? Je älter sie werden, desto weniger kann man sie an der Nase herumführen und mit Notlügen bei der Stange halten a la „nur noch eine Stunde, dann sind wir da“, wohl wissend, dass der halbe Tag noch auf der Autobahn verbracht werden muss.

Verspielt nicht gerade die Politik mit ihren Corona-Notlügen ebenso Vertrauen, indem sie mit kleinen Häppchen a la "Friseurbesuch" versucht, eine ganze Nation bei der Stange zu halten?

Ganz Deutschland ist gerade, wie bei einer Autofahrt, auf der Rückbank im Corona-Kindersitz festgeschnallt und wird alle paar Wochen neu von vorne aus mit immer neuen Ankunftsprognosen, Zielorten und Versprechungen eingelullt. Wenn man das Volk aber schon wie Kinder behandelt, sollte man wenigstens grundlegende pädagogische Erkenntnisse berücksichtigen. So wie wir regiert werden, kann man jedenfalls keine Kinder erziehen. Um ihr Vertrauen und ihre Solidarität zu erreichen, und das Befolgen von Regeln auch dann, wenn sie nicht unter Beobachtung sind, braucht es Konsequenz in den elterlichen Handlungen und Berechenbarkeit. 

"Drohe nie mit etwas, was du nicht bereit bist durchzuziehen und halte Versprechen, die du gibst, wenn du deine Autorität behalten willst." Nichts davon bietet uns derzeit die Regierung. Dafür um so mehr Willkür und Sinnlosigkeit bei Massnahmen und Verboten. Regelmäßig wird das Ankunftsziel nach hinten verschoben, und zwar immer ausgerechnet dann, wenn es in greifbare Nähe gerückt ist. Nachdem zu Anfang "Flatten the Curve" schnell zu einem Heilsversprechen aufgeblasen wurde, folgte monatelang der „R-Wert“ als Corona-Orakel für bessere Zeiten, ist es jetzt der sogenannte Inzidenzwert, der unter 50 sein sollte und ganz plötzlich und dringend unter 35 muss. Da stellt sich die Frage: Vielleicht sollte der Lockdown erst beendet werden, wenn das unautorisierte Sterben ungehorsamer Bürgerkinder komplett eingestellt worden ist?

Sterben nur noch auf Antrag? Als Erwachsener bleibt einem immer noch der Zynismus, wie erleben aber Kinder gerade diesen Staat und seine Organe? Eine Verbotskultur macht sich breit, vorangetrieben durch Angstszenarien, die bereits Kinder lehren, dass menschliche Nähe Ansteckung und Tod auslöst. 'Drohen, bestrafen, kontrollieren' - es ist das neue staatliche Handlungsschema und es stürzt einen auch als Eltern in ein Dilemma: Wie also erziehe ich meine Kinder und zu welchem Verhalten? Gehorsam oder Widerstand? Selbst Kinder zuhause am Frühstückstisch können erkennen, dass seit vielen Monaten widersprüchliche Regelungen durchgesetzt werden, die ihnen Freizeit, Freunde und Lebensfreude rauben, die aber dennoch unhinterfragt befolgt werden sollen. Sie erleben Politiker, die heute dies und morgen das Gegenteil verkünden, eine Regierung, die Dinge verspricht und dann nicht hält. 

Nein, das kann und darf kein Erziehungsziel sein, die Einhaltung von Regeln in der Erziehung von Kindern durchzusetzen, die offensichtlich sinnfrei sind, weil es allem widerspricht, was pädagogisch bisher für richtig gehalten wurde: Kinder sollen zum Denken erzogen werden, zum Hinterfragen. Sie sollen diskussionsfähig werden, sich ihre eigene Meinung bilden. Kinder zu eigenverantwortlichen, mündigen Bürgern zu erziehen, kann aber nicht davon abhängig gemacht werden, ob es gerade genehm ist, dass sie dann auch eine eigene Meinung entwickeln. Eltern, aber auch Schule, sollten es daher zu ihrem Herzensanliegen machen: Erziehung bzw. Vermittlung zu/von „Ungehorsam“.